Versammlung 2022 - 70 Jahre Hochwildring

70 Jahre Hochwildring Göhrde

Nach 2 Jahren Abstinenz fand in diesem Jahr wieder eine Hauptversammlung des Hochwildring Göhrdes statt. In diesem Jahr feiert der Hochwildring Göhrde sein 70-jährges Bestehen. Der Vorsitzende Peter Pabel führte durch einen Zeitraffer 70 Jahre Hochwildring.

Nach Ende des 2. Weltkrieges und der Nachkriegswirren standen die Jäger vor einer desolaten Situation hinsichtlich der Jagdorganisation und der Wildbestände. Der Zaun, der um die Göhrde herum fast 100 Jahre stand, war Ende der 40-er Jahre verfallen und damit die sichtbare Grenze zwischen „grün und grau“ gefallen. So kam es, dass im Jahre 1952 der „Hirschring um die Göhrde“ gegründet wurde. Forstmeister von Unruh führte diesen Ring bis 1957. Es wurde nur auf Kahlwild gejagt und die Mitgliedschaft erfolgte auf Freiwilligkeit. Von nun an ging es mit den Wildbeständen wieder bergauf. Von 1957 – 1971 war Forstmeister Wallmann Vorsitzender des Hirschrings. In dieser Zeit erfolgte die Aufnahme von Dam-, Muffel- und Schwarzwild in den Ring und die erste Hegeschau. Von 1971 bis 1976 führte   Dr. Wolf Behrndt den Ring. Neue Außengrenzen entstanden auf 85.000 ha in Anlehnung an das damalige Rotwildvorkommen verteilt über 3 Landkreise. Dr. Dietrich Heiseke leitete von 1976 – 1982 den Ring, auf den von 1982 -1983 Justus Pahlow folgte. Lüdecke Frhr. von Maltzahn war von 1983 -2004 Vorsitzender des Rings. Zu seiner Zeit wurde das gemeinschaftliche Handeln im Hochwildring wesentlich gestärkt. In den 90èr Jahren wurden die überhöhten Wildbestände reduziert. Seit 2004 ist Peter Pabel Vorsitzender des Rings. In dieser Zeit fand die Überführung des Hochwildrings in eine anerkannte Hegegemeinschaft statt. Die Organisation revierübergreifender Bewegungsjagden, ein Projekt zur Bewahrung der alten Mufflonpopulation der Göhrde sowie die Entwicklung eines dynamischen Jagdkonzeptes waren weitere Merkmale dieser Zeit. Wichtig, damals wie heute, war immer ein gutes Zusammenwirken zwischen Privat- und Forstrevieren.

 

Im Jahre 2014 wurde der erste C 1 Nachweis eines Wolfs in der Göhrde erbracht. Seitdem ist der Wolf mit Paar- und Rudelbildung im Hochwildring ein ständiger Begleiter und die langjährige Anwesenheit des Muffelwilds in der Göhrde endete. Die Jäger werden dringend gebeten, weiterhin Wolfsnachweise an das Monitoring der Landesjägerschaft zu melden. Aktuelle Nachweise sind unerlässlich für die Dokumentation der Wolfspopulation. Nur damit kann das Wachstum der Wolfspopulation gegenüber Gesellschaft und Politik abgebildet werden. Seit der Gründung hat der Hochwildring stabile Wildbestände bewirtschaftet. Es zeigt sich nun, dass diese in den letzten Jahren nicht nur deutlich rückläufig, sondern auch zunehmend ungleich verteilt sind.

 

Ein mit Spannung erwarteter Höhepunkt des Tages war der Vortrag des Vorsitzenden der Landesjägerschaft Niedersachen, Helmut Dammann-Tamke. Er referierte über den Wandel der Jagd und die Situation der Hegegemeinschaften im Spannungsfeld von ASP, Wolf, Waldumbau und Nachtzieltechnik. Es folgte ein Rückblick auf die Geschichte der Jagd als nachhaltige Landnutzung. Hier sei als wichtiger Punkt die Entstehung des Jagdgesetztes sowie 1848 die Bindung des Jagdrechts an Grund und Boden genannt. Eine große Herausforderung für die Jäger wird der klimatische Wandel, der Wandel der Gesellschaft, die wildbiologische und ethische Bewertung neuer Jagdtechnik unter Begleitung von Wolf und möglicherweise der Schweinepest sein. All dies werden keine leichten Aufgaben, aber sie müssen angegangen werden und mit Verstand und Vernunft umgesetzt werden.

 

Nach den Worten von Dammann-Tanke stellte der Vorsitzende Peter Pabel die Frage, wie die Zukunft des Hochwildringes angesichts der aktuellen Entwicklungen aussehen kann. Weil viel zu wenig Daten über die Entwicklung der Wildarten vorliegen, soll ein Hochwild- Monitoring eingeführt werden. Als erster Schritt soll eine systematische Zählung auf großräumigen Jagden erfolgen. Ggf. müssen weitere wissenschaftliche Methoden in Erwägung gezogen werden, um Bestandesdaten für eine fundierte und angemessene Abschussplanung zu erhalten. Momentan gilt die Aufmerksamkeit dem abnehmenden Rotwildbestand. Die vielleicht zu hohen Abschusszahlen müssen ggf. angepasst werden.

Nach diesem Teil folgte eine Mittagspause, wie kann es anders sein, mit Wildfleisch vom Grill. Dies kam bei den Teilnehmern gut an.

 

Anschließend folgten die Mitgliederversammlung und Hegeschau. Es wurden die wenigen, aber beeindruckenden Trophäen den letzte zwei Jahre gezeigt. Die Abschusszahlen und angepassten Freigaben der Hochwildarten Rotwild, Damwild und Schwarzwild wurden vorgestellt. Es folgte die Aktualisierung des Jagdkonzeptes des Hochwildrings mit Beschlussfassung und Freigabesystematik. Auch beim Hochwild hat der Gesetzgeber nun den 3-Jährigen Abschussplan eingeführt. Ab dem kommenden Jahr müssen Abschussmeldungen digital an die Behörde übermittelt werden. Papierlisten werden dann nicht mehr benötigt. Weitere Punkte sind in Klärung, so z.B. die Umsetzung der neuen Wildfolgeregelung.

 

Der Vorstand des Hochwildringes war neu zu wählen. Peter Pabel wurde einstimmig zum Vorsitzenden wiedergewählt. Er erklärte aber, dass er nicht für die gesamte Wahlperiode zur Verfügung steht, sondern in 2 Jahren sein Amt abgeben will. Friedhelm Soetbeer trat nach 18 Jahren im Vorstand nicht wieder für das Amt des 2. Vorsitzenden an. Die Versammlung wählte dafür Hermann Saucke zu seinem Nachfolger. Auch Sabine Schüssler wurde in ihrem Amt als Schrift- und Kassenwart wiedergewählt. Nach den Wahlen kam es zum Punkt Ehrungen und Verabschiedungen. Hier wurden 11 Personen aus Ihren Ämtern als Kreisjägermeister, Vorsitzende weiterer HW -Ringe und Hegeringleiter verabschiedet. Als Dank für Ihre Arbeit erhielten diese Personen einen Baum, den sie hegen und pflegen müssen. Wo Personen gehen, kommen auch neue hinzu. 8 Personen wurden als neue Vorstandsmitglieder begrüßt. Die Versammlung konnte mit eindrucksvoller musikalischer Begleitung der Bläsergruppe Himbergen und einem Waidmannsheil für das nicht mehr ganz junge Jagdjahr 22/23 geschlossen werden.

 

Sascha Meyer